Anthroposophische Psychotherapie

Anthroposophie

"Anthroposophie ist ein Erkenntnisweg, der das Geistige im Menschenwesen zum Geistigen im Weltenall führen möchte.

Sie tritt im Menschen als Herzens- und Gefühlsbedürfnis auf.

Sie muss ihre Rechtfertigung dadurch finden, dass sie diesem Bedürfnisse Befriedigung gewähren kann.

Anerkennen kann Anthroposophie nur derjenige, der in ihr findet, was er aus seinem Gemüte heraus suchen muss.

Anthroposophen können daher nur Menschen sein, die gewisse Fragen über das Wesen des Menschen und die Welt so als Lebensnotwendigkeit empfinden, wie man Hunger und Durst empfindet."

Rudolf Steiner - I. anthroposophischer Leitsatz

Anthroposophische Psychotherapie & Krankheitsbetrachtung

Anthroposophische Psychotherapie, wie ich sie verstehe und anwende, hat wenig gemein mit der klassischen Psychotherapie.

Der erste wesentliche Unterschied besteht darinnen, dass sie nicht nur Anwendung findet auf psychiatrische Krankheitsbilder, wie z.B. Depression, Angstzustände etc. - zumal diese meist ohnehin stark körperlich mitbedingt sind durch Toxinbelastungen des Gehirns etc. -, sondern eben auf alle Krankheiten. 

Der zweite wichtige Unterschied ist, dass man in der Anthroposophie die Erkenntnis hat, "dass der Mensch sich nicht findet, in dem er sich sucht - die Selbstbetrachtung, die Selbstsuche etc. sind ja sehr verbreitet in allen Formen der Psychotherapie und vielen anderen ähnlichen Therapierichtungen - sondern in Liebe sich wollend mit der Welt verbindet" (GA 26, S 117).

Sich mit der Welt verbinden, bedeutet, zunächst ganz von sich wegzukommen und die Welt, den Menschen, die großen Zusammenhänge etc. zu betrachten, um dadurch letztlich zur höchsten Selbsterkenntnis, dem "Mensch, erkenne dich selbst" zu kommen.

Psychotherapie ist die Behandlung bzw. Heilung der Seele und im anthroposophischen Sinne v.a. des Geistes. Da aus Sicht der anthroposophischen Weltanschauung alle Krankheiten im Seelisch-Geistigen wurzeln, ist dieser Ansatz der Versuch, wirklich die individuellen Ursachen der Krankheit und die damit verbundenen Erkenntnisse, Aufgaben und Entwicklungen mit dem Betroffenen auf der Basis des anthroposophischen Menschen- und Weltbildes zu erarbeiten.
Anthroposophische Psychotherapie ist in erster Linie für Menschen, deren Bestreben es nicht ist, eine Krankheit so schnell als möglich "los zu werden", sondern diese als karmische Lebensaufgabe und Korrektiv zu erleben, hin zu einem "Im-Einklang-Leben" mit der geistigen Welt, der individuellen und allgemeinen Menscheitsentwicklung, deren Gesetzmäßigkeiten und dem eigenen höheren Selbst. Nur auf diesem Weg ist Heilung im wahren Sinne eigentlich erst möglich.

Krankheit zu verstehen als Aufforderung ganz im Sinne des Ausrufes des Täufers Johannes "Kehrt um! Ändert den Sinn, denn die Reiche der Himmel sind nah". Matthäus, 3,1
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