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Gebet der Ergebenheit

  • von DID23199
  • 25 Jan., 2016

Das sich Geführt- und Einsfühlen mit den göttlichen Hierarchien

Adolf Hengeler. 1863 Kempten

Ergebenheitsgebet[1]

 

In ihrer idealen Gestalt wäre diese Ergebenheit jene Seelenstimmung, die sich immer sagen könnte:

 

Was auch kommt, was mir auch die nächste Stunde, der nächste Morgen bringen mag, ich kann es zunächst, wenn es mir ganz unbekannt ist, durch keine Furcht und Angst ändern. Ich erwarte es mit vollkommenster innerer Seelenruhe, mit vollkommener Meeresstille des Gemütes!

Denn nicht mein, sondern Dein Wille geschehe![2]

 

Jene Erfahrung, die sich aus einem solchen Ergebenheitsgefühl gegenüber den Zukunftsereignissen ergibt, geht dahin, dass derjenige, der so gelassen, mit vollständiger Meeresstille des Gemütes der Zukunft entgegenleben kann und dennoch seine Energie, seine Tatkraft in keiner Weise darunter leiden lässt, die Kräfte seiner Seele in der intensivsten Weise, in der freiesten Art zu entfalten vermag.

Es ist, wie wenn gleichsam Hemmnis nach Hemmnis von der Seele fiele, wenn sie immer mehr und mehr jene Stimmung überkommt, die jetzt als «Ergebenheit» charakterisiert worden ist gegenüber den aus der Zukunft uns zuströmenden Ereignissen.

Dieses Ergebenheitsgefühl kann sich die Seele nicht auf einen Machtspruch geben, nicht durch eine aus dem Nichts hervorgeholte Willkür. Dieses Ergebenheitsgefühl ist das Resultat dessen, was man die andere Gebetsstimmung nennen kann, jene Gebetsstimmung, welche sich richtet an die Zukunft und ihren von Weisheit durchdrungenen Lauf der Ereignisse. Hingabe an das, was man göttliche Weisheit in den Ereignissen nennt; hervorrufen in sich selber immer wieder den Gedanken, die Empfindung, den Impuls des Gemütslebens, dass das, was da kommen werde, sein muss, und dass es nach irgendeiner Richtung seine guten Wirkungen haben müsse: das Hervorrufen dieser Stimmung in der Seele und das Ausleben dieser Stimmung in Worten, in Empfindungen, in Ideen, das ist die zweite Art der Gebetsstimmung, die Stimmung des Ergebenheitsgebetes.



[1] Auszug dem Vortrag „Das Wesen des Gebetes“ von Rudolf Steiner, 17.2.1910

[2] Ergänzung durch Marco Massari – eine weitere Intensivierung des Ergebenheitsgefühl in Anlehnung an das Vater-Unser, auch erwähnt in o.g. Vortrag von Rudolf Steiner.

von DID23199 31 Mai, 2017
Der Einstieg in die Anthroposophie fällt den meisten Menschen schwer aufgrund der Art, wie anthroposophische Texte geschrieben bzw. gehalten sind.

Warum die Texte aber gerade in dieser Form gestaltet sind, welches Mysterium sich für unsere Zeit dahinter verbirgt, wie die richtige Herangehensweise ist, damit es sich einem wirklich in aller Tiefe erschließt, davon soll der Vortrag handeln, den ich vor einiger Zeit hierzu gehalten habe.
von DID23199 21 Dez., 2016

CREDO

  DER EINZELNE und DAS ALL

 Die Ideenwelt ist der Urquell und das Prinzip alles Seins. In ihr ist unendliche Harmonie und selige Ruhe. Das Sein, das sie mit ihrem Lichte nicht beleuchtete, wäre ein totes, wesenloses, das keinen Teil hätte an dem Leben des Weltganzen. Nur, was sein Dasein von der Idee  herleitet, das bedeutet etwas am Schöpfungsbaume des Universums. Die Idee ist der in sich klare, in  sich selbst und mit  sich selbst sich genügende Geist. Das Einzelne muss den Geist in sich haben, sonst fällt es ab, wie ein dürres Blatt von jenem Baume, und war umsonst da.

 

Der Mensch aber fühlt und erkennt als Einzelnes sich, wenn er zu seinem vollen Bewusstsein erwacht. Dabei aber hat er die Sehnsucht nach der Idee eingepflanzt. Diese Sehnsucht treibt ihn an, die Einzelheit zu überwinden und den Geist in sich aufleben zu lassen, dem Geiste gemäß zu sein. Alles, was selbstisch ist, was ihn zu diesem bestimmten, einzelnen Wesen macht, das muss der Mensch in sich aufheben, bei sich abstreifen, denn dieses ist es, was das Licht des Geistes verdunkelt.

 

Was aus der Sinnlichkeit, aus Trieb, Begierde, Leidenschaft hervorgeht, das will nur dieses egoistische Individuum. Daher muss der Mensch dieses selbstische Wollen in sich abtöten, er muss statt dessen, was er  als Einzelner will, das wollen, was der Geist, die Idee in ihm will. Lasse die Einzelheit dahinfahren und folge der Stimme der Idee in Dir, denn sie nur ist das Göttliche!

 

Was man als Einzelner will, das ist am Umfange des Weltganzen ein wertloser, im Strom der Zeit verschwindender Punkt; was man «im Geiste» will, das ist im Zentrum, denn es lebt in uns das Zentrallicht des Universums auf; eine solche Tat unterliegt nicht der Zeit. Handelt man als Einzelner, dann schließt man sich aus der geschlossenen Kette des Weltwirkens aus, man sondert sich ab. Handelt man «im Geiste», dann lebt man sich hinein in das allgemeine Weltwirken.

 

Ertötung aller Selbstheit, das ist die Grundlage für das höhere Leben. Denn wer die Selbstheit abtötet, der lebt ein ewiges Sein. Wir sind in dem Maße unsterblich, in welchem Maße wir in uns die Selbstheit ersterben lassen. Das an uns Sterbliche ist die Selbstheit. Dies ist der wahre Sinn des Ausspruches: «wer nicht stirbt , bevor er stirbt , der verdirbt , wenn er stirbt ». Das heißt, wer nicht die Selbstheit in sich aufhören lässt während der Zeit seines Lebens, der hat keinen Teil an dem allgemeinen Leben, das unsterblich ist, der ist nie dagewesen, hat kein wahrhaftes Sein gehabt.

 

Es gibt vier Sphären menschlicher Tätigkeit, in denen der Mensch sich voll hingibt an den Geist mit Ertötung alles Eigenlebens: die Erkenntnis, die Kunst, die Religion und die liebevolle Hingabe an eine Persönlichkeit im Geiste. Wer nicht wenigstens in einer dieser vier Sphären lebt, lebt überhaupt nicht. Erkenntnis  ist Hingabe an das Universum in Gedanken, Kunst  in der Anschauung, Religion  im Gemüte, Liebe  mit der Summe aller Geisteskräfte an etwas, was uns als ein für uns schätzenswertes Wesen des Weltganzen erscheint.

 

Erkenntnis ist die geistigste, Liebe die schönste Form selbstloser Hingabe. Denn Liebe ist ein wahrhaftes Himmelslicht in dem Leben der Alltäglichkeit. Fromme, wahrhaft geistige Liebe veredelt unser Sein bis in seine innerste Faser, sie erhöht alles, was in uns lebt. Diese reine fromme Liebe verwandelt das ganze Seelenleben in ein anderes, das zum Weltgeiste Verwandtschaft hat. In diesem höchsten Sinne lieben, heißt den Hauch des Gotteslebens dahin tragen, wo zumeist nur der verabscheuungswürdigste Egoismus und die achtungslose Leidenschaft zu finden ist. Man muss etwas wissen von der Heiligkeit der Liebe, dann erst kann man von Frommsein sprechen.

 

Hat der Mensch sich durch eine der vier Sphären hindurch, aus der Einzelheit heraus, in das göttliche Leben der Idee eingelebt, dann hat er das erreicht, wozu der Strebenskeim in seiner Brust liegt: seine Vereinigung mit dem Geiste; und dies ist seine wahre Bestimmung . Wer aber im Geiste lebt, lebt frei. Denn er hat sich alles Untergeordneten entwunden. Nichts bezwingt ihn, als wovon er gerne den Zwang erleidet, denn er hat es als das Höchste erkannt.

 

Lasse die Wahrheit zum Leben werden; verliere Dich selbst, um Dich im Weltgeiste wiederzufinden!


von DID23199 18 Okt., 2016

FRAGE: Über den Sinn des Leidens

 GA 110 (182) "Leiden ist eine Begleiterscheinung der höheren Entwickelung. Es ist das, was man nicht entbehren kann zur Erkenntnis. 

Der Mensch wird sich einst sagen: Was mir die Welt an Freude gibt, dafür bin ich dankbar. Wenn ich aber vor die Wahl gestellt werde, ob ich meine Freuden oder meine Leiden behalten will, so werde ich die Leiden behalten wollen; ich kann sie nicht entbehren zur Erkenntnis. 

Jedes Leiden stellt sich nach einer gewissen Zeit so dar, daß man es nicht entbehren kann, denn wir haben es als etwas in der Entwickelung Enthaltenes aufzufassen. Es gibt keine Entwickelung ohne Leiden, wie es kein Dreieck ohne Winkel gibt. 

Wenn der Christus-Einklang erreicht sein wird, werden wir erkennen, daß zu diesem Einklang alle vorangegangenen Leiden notwendige Vorbedingung waren. Damit der Christus-Einklang da sein kann, muß das Leid da sein; es ist ein absoluter Faktor in der Entwickelung. 

Dadurch, daß der Mensch die Egoität überwindet, kommt er über die Stimmung des Bedrückt- und Gelähmtseins hinweg. In diesem Phänomen kann man etwas sehen, was gut ist: Kraft aus der Unzulänglichkeit. Gott sei Dank, daß ich durch eine unzulängliche Tat, das heißt deren Mißerfolg, ermutigt werde, weiter zu handeln! Das Menschenstreben ist kein unbestimmtes Glückslos.

Unerlöst bleibt nur der, dessen freier Wille sich abwendet von der Bestimmung des Menschenwesens. In der Synthese des Weltenprozesses ist das Leid ein Faktor."

 Rudolf Steiner -Eine Fragebeantwortung-

von DID23199 19 Aug., 2016
Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott, und Gott bleibt in ihm.
Und das ist die vollkommene Frucht der Liebe unter uns, dass wir freie Kraft und Seelensicherheit besitzen am Tage der großen Entscheidung. Wie er sich in diese Welt hineingestellt hat, so wollen wir es auch tun.
Furcht ist nicht in der Liebe; die vollkommene Liebe treibt alle Furcht aus. Die Furcht trägt ihre Strafe in sich selbst; wer furchtsam ist, bleibt ohne die Liebe und ihre Vollkommenheit.

1. Brief des Johannes - Kap 4, Vers 16ff.
von DID23199 04 Juli, 2016
Sobald der Mensch etwas begehrt, was gegen die Ordnung (Gottes) verstößt, erfasst ihn sogleich Unruhe. Hochmütige und Geizige kennen keine Ruhe, der Arme im Geist und der Demütige leben im vollen Frieden.

Wer sich noch nicht gänzlich abgestorben ist, gerät leicht in Versuchung, er strauchelt über die geringsten Kleinigkeiten. Ein Mensch von schwachem Geist, der noch irgendwie dem niederen Menschen und dem Sinnenhaften zugeneigt ist, kann sich nur schwer von den irdischen Wünschen völlig loslösen. Er wird oft traurig, wenn er sich ihnen entzieht, und wird leicht zornig, wenn ihm einer in den Weg tritt.

Hat er aber erreicht, was er begehrt, drückt ihn sogleich der Vorwurf des Gewissens, weil er seiner Leidenschaft folgte, die ihm nicht zu dem gesuchten Frieden verhilft. Wahren Herzensfrieden findet man nur im Kampf gegen die Leidenschaften, nicht aber darin, dass man ihnen nachgibt.

In einem irdisch gesinnten Herzen, das sich an äußere Dinge verliert, ist kein Frieden, wohl aber in einem Menschen von Geist und Glut (Gottes).
von DID23199 24 März, 2016

Mysterium von Golgatha

Kreuzigung,   Michelangelo   1540

Das   Mysterium von Golgatha , das sich mit dem   Kreuzestod   des   Christus   vollzog, ist das zentrale Ereignis der ganzen   Erd-   und Menschheitsentwicklung. Mit ihm fand die eigentliche Geburt des   menschlichen   Ichs   statt.

"Ohne das Mysterium von Golgatha hätte das   Sibyllentum , das mit den elementarischen Kräften der Erde zusammenhängt, die im Unterbewußten der Seele wirken und in leidenschaftlicher Art sich herausdrängen, über die bewußten Ich-Kräfte gesiegt, hätte die Ich-Kräfte zurückgedrängt. Das Ich wäre der Menschheitsentwickelung verloren gegangen. Als Kraft sehen wir den Christus-Impuls in dem Menschheitsgang wirken, auch ohne daß das menschliche Bewußtsein ihn aufgenommen hat." ( Lit. :   GA 152, S. 97 )

Die geistigen Forschungen   Rudolf Steiners   bestätigen, dass der Kreuzestod des Christus nach dem   julianischen Kalender tatsächlich am Freitag, dem   3. April   33   um die neunte Stunde, also um 3 Uhr nachmittags, erfolgte:

"An einem Freitag, am 3. April des Jahres 33, drei Uhr am Nachmittag fand das Mysterium von Golgatha statt. Und da fand auch statt die Geburt des Ich in dem Sinne, wie wir es oftmals charakterisiert haben. Und es ist ganz gleichgültig, auf welchem Erdenpunkte der Mensch lebt, oder welchem Religionsbekenntnis er angehört, das, was durch das Mysterium von Golgatha in die Welt kam, gilt für alle Menschen. So wie es für alle Welt gilt, daß Cäsar an einem bestimmten Tage gestorben ist, und nicht für die Chinesen ein anderer und für die Inder wieder ein anderer Tag dafür gilt, ebenso ist es eine einfache Tatsache des okkulten Lebens, daß das Mysterium von Golgatha sich an diesem Tage zugetragen hat und daß man es da zu tun hat mit der Geburt des Ich. Das ist eine Tatsache ganz internationaler Art." ( Lit. :   GA 143, S. 163 )

Die eigentliche Bedeutung des   Mysteriums   von   Golgatha   liegt nicht in den äußeren Ereignissen, sondern in ihren geistigen Hintergründen. Es muss als übersinnliche Tatsache erfasst werden; darauf hat   Rudolf Steiner   schon in seiner grundlegenden Schrift « Das Christentum als mystische Tatsache und die Mysterien des Altertums » hingewiesen.

"Nur wenn wir die Ideen, die Begriffe haben, die ins Übersinnliche hineinführen, können wir auch das Mysterium von Golgatha verstehen, das eben ein Ereignis ist, das mit der übersinnlichen, nicht mit der sinnlichen Welt zu tun hat. Was sich in der sinnlichen Welt zugetragen hat vom Mysterium von Golgatha, ist nur der äußere Abglanz." ( Lit. :   GA 198, S. 243 )

Durch den   Tod   auf   Golgatha   hat sich der   Christus   mit der   Erde   verbunden und verlieh ihr dadurch ihren Sinn.

"Ebenso wie das Leben dem menschlichen Wissen unzugänglich ist, so ist dies der Fall mit dem Tod dem wahren Wissen gegenüber, welches in den übersinnlichen Welten erlangt wird. In dem ganzen Gebiet der übersinnlichen Welten gibt es keinen Tod. Man kann nur auf Erden sterben, in der physischen Welt oder in den Welten, welche in der Entwickelung unserer Erde gleichen, und alle die Wesenheiten, die hierarchisch höher stehen als der Mensch, haben keine Kenntnis vom Tode, sie kennen nur verschiedene Bewußtseinszustände. Ihr Bewußtsein kann zeitweise so herabgesetzt sein, daß es unserem irdischen Schlafzustand ähnlich ist, aber es kann aus diesem Schlaf wieder aufwachen. Es gibt keinen Tod in der geistigen Welt, es gibt dort nur Bewußtseinsänderungen, und die größte Furcht, die der Mensch hat, die Todesfurcht, kann von einem, der nach dem Tode zu den übersinnlichen Welten aufgestiegen ist, nicht empfunden werden. Es gibt daher keinen Tod für die Wesen, die zu den höheren Hierarchien gehören, mit nur einer einzigen Ausnahme, der des Christus. Aber damit eine übersinnliche Wesenheit wie der Christus durch den Tod gehen konnte, mußte er erst auf die Erde herabsteigen. Und das ist es, was von so unermeßlicher Wichtigkeit in dem Mysterium von Golgatha ist, daß eine Wesenheit, die in ihrem eigenen Reiche in der Sphäre ihres Willens niemals den Tod hätte erfahren können, hat hinuntersteigen müssen auf die Erde, um eine Erfahrung durchzumachen, die dem Menschen eigen ist, nämlich um den Tod zu erfahren. Es vereinigte sich ein Wesen, einzig in seiner Art, welches bis dahin nur kosmisch war, durch das Mysterium von Golgatha, durch den Tod des Christus, mit der Erdenevolution. Seitdem lebt es auf eine solche Weise auf Erden, ist so an die Erde gebunden, daß es in den Seelen der Menschen auf Erden lebt und mit ihnen das Leben auf Erden erfährt. Daher war die ganze Zeit vor dem Mysterium von Golgatha nur eine Zeit der Vorbereitung in der Evolution der Erde. Das Mysterium von Golgatha gab der Erde ihren Sinn. Als das Mysterium von Golgatha stattfand, wurde der irdische Körper des Jesus von Nazareth den Elementen der Erde übergeben, und von der Zeit an war der Christus verbunden mit der geistigen Sphäre der Erde und lebt darin." ( Lit. :   GA 152, S. 39f )

Nur dadurch konnten die Folgen des   Sündenfalls   für den   Menschen   und für die ganze   Erde   überwunden werden:

"Es ist also das, was durch das Mysterium von Golgatha geschehen ist, eine Götterangelegenheit, durch die ein Ausgleich geschaffen worden ist für eine Luziferangelegenheit. Es ist die einzige Götterangelegenheit, die sich vor den Augen der Menschen abgespielt hat." ( Lit. :   GA 143, S. 191 )

Das Mysterium von Golgatha, als mystische Tatsache, ist für   alle   Menschen geschehen, unabhängig davon, ob sie von dem   Christus   wissen oder sich bewusst zu ihm bekennen.

"Eine Zeit wird kommen, wo derjenige, der Anhänger der chinesischen, der buddhistischen, der brahmanischen Religion ist, es ebensowenig gegen seine Religion finden wird, das Mysterium von Golgatha anzunehmen, wie er es gegen seine Religion findet, anzunehmen das Kopernikanische Weltensystem. Und es wird angesehen werden als eine Art von religiösem Egoismus, wenn man sich in den außerchristlichen Religionen wehren wird, diese Tatsache anzunehmen. Die Tatsache, die eben jetzt vom Mysterium von Golgatha geltend gemacht worden ist, hat mit irgendeinem konfessionellen Christus nichts zu tun, sondern ist eine objektive okkulte Tatsache. Wie niemand verbieten kann, die Kopernikanische Weltanschauung zu lehren, weil sie nicht in den alten indischen Religionsbüchern steht, so kann auch niemand verwehren, die Tatsache von dem Mysterium von Golgatha zu lehren aus dem Grunde, weil es nicht in den Religionsbüchern der alten Inder enthalten ist." ( Lit. :   GA 140, S. 22f )

Dadurch, dass das Mysterium von Golgatha geschehen ist und seine Wirkungen hinterlassen hat, ist die Zukunft der   Menschheit   aber noch nicht gesichert. Immer mehr wird künftig davon abhängen, dass sich die Menschen, völlig unabhängig von jeglichem   Glaubensbekenntnis , in ein ganz   individuelles   bewusstes   Verhältnis zu dem Christus   setzen. Was der Christus aus   Gnade   zu geben vermag, wird in seiner vollen Kraft nur wirksam, wenn sich die Menschen dazu bereiten, seine Gabe zu empfangen.

"So wie in der Gegend des menschlichen Herzens ein fortwährendes   Verwandeln des Blutes in Äthersubstanz   stattfindet, so findet ein ähnlicher Vorgang im Makrokosmos   statt. Wir verstehen dieses, wenn wir unser Auge hinwenden auf das Mysterium von Golgatha und auf jenen Augenblick, in dem das Blut des Christus Jesus geflossen ist aus den Wunden. Dieses Blut darf nicht nur als chemische Substanz betrachtet werden, sondern es ist durch alles das, was geschildert worden ist als die Natur des Jesus von Nazareth, etwas ganz Besonderes. Und indem es ausfloß und hineinströmte in die Erde, ist unserer Erde eine Substanz gegeben worden, die, indem sie sich mit der Erde verband, ein Ereignis war, das ein bedeutendstes ist für alle Folgezeiten der Erde, und das auch nur einmal auftreten konnte. Was geschah mit diesem Blut in den folgenden Zeiten? Nichts anderes, als was sonst im Herzen des Menschen geschieht. Dieses Blut machte im Verlaufe der Erdenevolution einen Ätherisierungsprozeß durch. Und wie unser Blut als Äther vom Herzen nach oben strömt, so lebt im Erdenäther seit dem Mysterium von Golgatha das ätherisierte Blut des Christus Jesus. Der Ätherleib der Erde ist durchsetzt von dem, was aus dem Blute geworden ist, das auf Golgatha geflossen ist; und das ist wichtig. Wäre das nicht geschehen, was durch den Christus Jesus geschehen ist, dann wäre nur das mit den Menschen auf der Erde der Fall, was vorher geschildert worden ist. So aber ist seit dem Mysterium von Golgatha eine fortwährende Möglichkeit vorhanden, daß in diesen Strömungen von unten nach oben die Wirkung des ätherischen Blutes des Christus mitströmt.

Dadurch, daß in dem Erden-Ätherleib das ätherische Blut des Jesus von Nazareth ist, strömt mit dem von unten nach oben, vom Herzen nach dem Gehirn strömenden ätherisierten Menschenblute dasjenige, was das ätherisierte Blut dieses Jesus von Nazareth ist, so daß nicht nur das zusammentrifft im Menschen, was früher geschildert worden ist, sondern es trifft zusammen die eigentliche menschliche Blutströmung und die Blutströmung des Christus Jesus. Aber eine Verbindung dieser beiden Strömungen kommt nur zustande, wenn der Mensch das richtige Verständnis entgegenbringt dem, was im Christus-Impuls enthalten ist. Sonst kann keine Verbindung zustande kommen, sonst stoßen sich die beiden Strömungen gegenseitig ab, prallen ebenso wieder auseinander, wie sie zusammengeprallt sind. Verständnis können wir nur erwerben, wenn wir in jedem Zeitalter der Erdenentwickelung dieses Verständnis so uns aneignen, wie es angepaßt ist in diesem Zeitalter. In der Zeit, als der Christus Jesus auf Erden lebte, da konnten der bevorstehenden Tatsache das richtige Verständnis entgegenbringen jene, die zu seinem Vorläufer Johannes kamen und sich taufen ließen durch die Formel, die im Evangelium ausgedrückt ist. Sie empfingen die Taufe, um die Sünde, das heißt das zu Ende gekommene Karma ihrer vorigen Leben zu ändern, und um zu erkennen, daß der wichtigste Impuls der Erdenentwickelung nunmehr in einen physischen Leib herabsteigen wird. Die Menschheitsentwickelung aber schreitet weiter, und für unsere heutige Zeit ist es wichtig, daß der Mensch einsehen lernt, daß er die geisteswissenschaftliche Erkenntnis aufnehmen muß und allmählich das, was vom Herzen zum Gehirn strömt, so befeuert, daß es der Anthroposophie Verständnis entgegenbringt. Die Folge wird sein, daß er das entgegennehmen kann, was vom zwanzigsten Jahrhundert an beginnt einzugreifen: das ist gegenüber dem physischen Christus von Palästina der   ätherische Christus.

Denn an jenem Zeitpunkt sind wir angelangt, wo der ätherische Christus in das Erdenleben eingreift und zunächst einer kleinen Anzahl von Menschen sichtbar wird wie in einem natürlichen Hellsehen. Dann in den nächsten dreitausend Jahren wird er immer mehr Menschen sichtbar werden. Das muß kommen, das ist ein Naturereignis." ( Lit. :   GA 130, S. 92f )

Mit dem Mysterium von Golgatha wurde eine ganz neue Entwicklung eingeleitet, durch die erstmals die Früchte dessen, was in der   physischen Welt   erobert wurde, in die geistige Welt   hinaufgetragen werden können:

"Das ist das Bedeutsame dabei, daß man jetzt von dem physischen Plan Schätze mit in die geistige Welt hinübernehmen kann. Immer heller und heller wurde es seitdem auf dem geistigen Plan. Alles, was in der physischen Welt vorhanden war, war hervorgesprossen aus der geistigen Welt. Ging man von der physischen Welt in die geistige Welt hinüber, so konnte man sagen: Hier liegen die Ursachen von allem; und drüben in der physischen Welt ist nur das, was hervorgesprossen ist aus der geistigen Welt. Da sind nur die Wirkungen, da ist nur der Widerschein aus der geistigen Welt. - Geht man seit dem Ereignis von Golgatha von der physischen Welt in die geistige, dann sagt man sich: Auch in der physischen Welt liegen Ursachen, und herüber wirkt das, was erlebt wird durch das Ereignis von Golgatha auf dem physischen Plan, herüber in die geistige Welt.

So wird es immer mehr sein: alles Alte, was die Wirkung der alten Götter ist, wird absterben, und was aufblühen wird, was sich hineinleben wird in die Zukunft, das sind die Wirkungen des Gottes der Zukunft. Das wird hinüberleben in die geistige Welt. Es ist so, wie wenn man einen neuen Pflanzenkeim anschaut und sich sagt: Freilich ist er hervorgegangen aus einer alten Pflanze. Die alten Blätter und Blüten sind abgefallen und verschwunden, und es ist jetzt der neue Pflanzenkeim da, der sich zur neuen Pflanze und zur neuen Blüte entfalten wird. So leben auch wir in einer Welt, wo Blätter und Blüten abfallen und Götterkeime da sind. - Und immer mehr und mehr entfaltet sich die neue Frucht, die Christus-Frucht, und abfallen wird alles andere. Was hier in der physischen Welt erobert und erarbeitet wird, das wird von Wert sein für die Zukunft, insoweit es hineingetragen wird in die geistige Welt, und vor unserem geistigen Auge geht in der Zukunft eine Welt auf, die ihre Wurzeln in dem Physischen hat, wie einstmals unsere Welt ihre Wurzeln in der geistigen Welt hatte. Wie die Menschen die Söhne der Götter sind, so wird aus dem, was die Menschen in der physischen Welt durch die Erhebung zum Ereignisse von Golgatha erleben, der Leib gebildet der neuen Zukunftsgötter, deren Führer der Christus ist. So leben sich die alten Welten in die neuen Welten hinüber dadurch, daß das Alte ganz und gar abstirbt und das Neue aus dem Alten sproßt und sprießt. Das aber konnte für die Menschen nur dadurch eintreten, daß die Menschheit so weit reif war, daß sie jener geistigen Wesenheit, die der Gott der Zukunft werden sollte, eine Blüte entfaltete." ( Lit. :   GA 108, S. 138f )

Literatur

  1. Rudolf Steiner:   Die Beantwortung von Welt- und Lebensfragen durch Anthroposophie ,   GA 108   (1986),   ISBN 3-7274-1081-7   pdf   pdf(2)   html   mobi   epub archive.org   rsarchive.org
  2. Rudolf Steiner:   Erfahrungen des Übersinnlichen. Die drei Wege der Seele zu Christus ,   GA 143   (1994)
  3. Rudolf Steiner:   Vorstufen zum Mysterium von Golgatha   ,   GA 152   (1990)
  4. Rudolf Steiner:   Heilfaktoren für den sozialen Organismus ,   GA 198   (1984)
  5. Rudolf Steiner:   Das esoterische Christentum und die geistige Führung der Menschheit ,   GA 130   (1995)
  6. Judith von Halle:   Stoffes-Sterben und Geist-Geburt . Kosmische Aspekte zur Todesstunde auf Golgatha, Vlg. für Anthroposophie, Dornach 2014
von DID23199 02 März, 2016

„Das ist das große Ziel, das ich euch gebe, dass ihr euch untereinander liebet“ - Johannes-Evangelium Kap 15, Vers 17 – ist die Quintessenz der christlichen und auch vieler anderen Religionen.

Auch von dem Jünger Johannes, dernach seiner Zeit an der Seite des Christus ein hohes Alter in Ephesos erreicht haben soll  und der neben dem Evangelium auch die Johannes Briefe und die Offenbarung Christi - Apokalypse verfasst hat, soll am Ende seines Lebens gesagt haben als Essenz seines Lebens „Kindlein, liebet euch“.

Die allgemeine und bedingungslose Menschenliebe sollte das wichtigste Bestreben eines jeden Menschen sein.


Hierzu formulierte Paulus das hohe Lied der Liebe:


„Wenn ich reden könnte mit Menschen- oder mit Engelzungen

aus dem Geiste und ermangelte der Liebe,

so ist meine Rede tönend Erz und eine klingende Schelle.

Und wenn ich weissagen könnte und alle Geheimnisse offenbaren

und alle Erkenntnisse der Welt mitteilen,

und wenn ich allen Glauben hätte, der Berge selbst versetzen könnte

und ermangelte der Liebe, es wäre alles nichts.

Und wenn ich alle Geistesgaben austeilte,

ja, wenn ich meinen Leib selber hingäbe zu verbrennen,

und ermangelte der Liebe, es wäre alles unnütz.

Die Liebe währet immer. Die Liebe ist gütig,

die Liebe kennt nicht den Neid, die Liebe kennt nicht die Prahlerei,

die Liebe kennt nicht den Hochmut,

die Liebe verletzt nicht, was wohlanständig ist,

sucht nicht ihre Vorteile, lässt sich nicht in Aufreizung bringen,

trägt niemandem Böses nach, freut sich nicht über Unrecht,

freut sich nur mit der Wahrheit.

Die Liebe umkleidet alles, durchströmt allen Glauben,

darf auf alles hoffen, darf überall Duldung üben.

Die Liebe kann nie, wenn sie ist, verloren gehen.“

Paulus, 1. Brief an die Korinther

von DID23199 17 Jan., 2016

Das Johannes Evangelium ist in gewisser Weise das spirituellste der vier biblischen Evangelien und birgt in sich einen vollständigen Einweihungs- bzw. Meditationsweg, welchen v.a. die Gnostiker und später die christlichen Mystiker gegangen sind.

Die 7 Stufen des christlichen Schulungswegs, welche sich im Johannes Evangelium finden, sind folgende:

  1. Fußwaschung  - man entwickelt umfassende Dankbarkeit gegenüber den Naturreichen, die unter einem stehen. Alles Höhere verdankt sein Dasein dem niedrigen: Pflanze dem Stein, Tier der Pflanze, der höhere Mensch dem niedrigen. Schließlich entfaltet sich die Vision der Fußwaschung und die Füße fühlen sich wie von Wasser umspült.

  2. Geißelung  - man entwickelt ein Gefühl der Duldsamkeit: Ich will in Geduld aufrecht ertragen alle Schmerzen und Leiden des Lebens; allmählich schaut man die Vision der Geißelung und spürt am ganzen Körper brennenden, juckenden Schmerz.

  3. Dornenkrönung  - man entwickelt Starkmut und lernt ertragen, wie einem selbst das Heiligste mit Spott und Hohn übergossen wird; in der Vision sieht man sich selbst mit der Dornenkrone und empfinden einen stechenden äußeren Schmerz am Kopf.

  4. Kreuzigung  - der eigene Körper wird als fremd empfunden, als Kreuz, das man zu tragen hat; man arbeitet so bis in den  physischen Leib  hinein, um diesen so lebendig zu machen, dass er eine Anziehungskraft zum  Phantomleib  des  Christus  entwickelt, der sich auf  Golgatha  bei der  Auferstehung  aus dem Grab erhoben hat. Am Körper zeigen sich die Wundmale ( Stigmatisierung ) von leichten Rötungen bis zu wirklich blutenden Wunden.

  5. Mystischer Tod  - Ich will lernen zu leben in dem an mir, was nicht Leib ist, worüber der Tod keine Gewalt hat. Der  Leib  wird nun als Mutter und das verwandelte niedere  Ich  als Jünger erlebt, zu dem der Christus - als das höhere Ich in uns im Sinne des paulinischen Wortes: "Nicht ich, sondern der Christus in mir!" - sagt: "Siehe, das ist deine Mutter." Auch das Bild der  Hochzeit zu Kana  ist mit dieser Stufe verbunden (siehe unten). Von schwarzer Finsternis fühlt man sich umhüllt und dann plötzlich zerreißt der Vorhang, der die  geistige Welt  verhüllt, man begegnet dem  Hüter der Schwelle , wird hellsichtig auf dem  Astralplan  und erlebt den Abstieg zur  Hölle , wie er etwa im  Nikodemus-Evangelium  oder in  Dantes   Göttlicher Komödie  angedeutet wird.

  6. Grablegung  - man empfindet sich vereint mit der ganzen Erdennatur und zutiefst vereinigt mit dem Christus, der gesagt hat: "Die mein Brot essen, die treten mich mit Füßen."

  7. Himmelfahrt  (Auferstehung [1] ) - um diese Stufe zu erleben, muss man gelernt haben, ohne das Werkzeug des physischen  Gehirns  zu denken. Dieses Gefühl der Himmelfahrt folgt von selbst aus den vorigen; es gibt keine menschliche Worte, es auszusprechen. Sie bedeutet, indem man nun über den Astralplan hinauswächst, die vollständige bewusste Aufnahme in die eigentliche  geistige Welt , das  Devachan.


Die Fußwaschung steht im Johannes Evangelium statt des Abendmahles und ist, im  mystischen  Nacherleben der Schilderungen des  Johannes-Evangeliums , die erste Stufe des  christlichen Schulungswegs  / christilicher Einweihung, wie sie von den christlichen Mystikern des Mittelalters praktiziert wurde.

Hier der Auszug aus dem Evangelium nach Johannes, Kapitel 13:

Es war vor dem Paschafest. Jesus wusste, dass seine Stunde gekommen war, um aus dieser Welt zum Vater hinüberzugehen. Da er die Seinen, die in der Welt waren, liebte, erwies er ihnen seine Liebe bis zur Vollendung. Es fand ein Mahl statt, und der Teufel hatte Judas, dem Sohn des Simon Iskariot, schon ins Herz gegeben, ihn zu verraten und auszuliefern. Jesus, der wusste, dass ihm der Vater alles in die Hand gegeben hatte und dass er von Gott gekommen war und zu Gott zurückkehrte, stand vom Mahl auf, legte sein Gewand ab und umgürtete sich mit einem Leinentuch. Dann goss er Wasser in eine Schüssel und begann, den Jüngern die Füße zu waschen und mit dem Leinentuch abzutrocknen, mit dem er umgürtet war. Als er zu Simon Petrus kam, sagte dieser zu ihm: Du, Herr, willst mir die Füße waschen? 

Jesus antwortete ihm: Was ich tue, verstehst du jetzt noch nicht; doch später wirst du es begreifen. Petrus entgegnete ihm: Niemals sollst du mir die Füße waschen! Jesus erwiderte ihm: Wenn ich dich nicht wasche, hast du keinen Anteil an mir. Da sagte Simon Petrus zu ihm: Herr, dann nicht nur meine Füße, sondern auch die Hände und das Haupt. Jesus sagte zu ihm: Wer vom Bad kommt, ist ganz rein und braucht sich nur noch die Füße zu waschen. Auch ihr seid rein, aber nicht alle. Er wusste nämlich, wer ihn verraten würde; darum sagte er: Ihr seid nicht alle rein. 

Als er ihnen die Füße gewaschen, sein Gewand wieder angelegt und Platz genommen hatte, sagte er zu ihnen: Begreift ihr, was ich an euch getan habe? Ihr sagt zu mir Meister und Herr und ihr nennt mich mit Recht so; denn ich bin es. Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die Füße waschen. Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe. Amen, amen, ich sage euch: Der Sklave ist nicht größer als sein Herr und der Abgesandte ist nicht größer als der, der ihn gesandt hat. Selig seid ihr, wenn ihr das wisst und danach handelt. 

"Die Fußwaschung ist eine vorbereitende Übung rein moralischer Natur. Tiefe Demut und absolute Unterwerfung des Meisters unter seine Schüler und unter sein Wirken. Das sehen auch die Rosenkreuzer darin (wie die Theologie), aber in einem viel tieferen Sinn, der die Evolution aller Wesen in der Natur einbezieht. Es ist eine Anspielung auf das Gesetz, daß das Obere das Produkt des Unteren ist. Der Schüler, der über dieses Thema während Monaten und manchmal jahrelang meditiert hat, erlebt die Vision der Fußwaschung auf dem astralen Plan (geistigen Welt) während des Schlafes." ( Lit.GA 094, S. 53f )

Die eigentliche Meditation mit Aufbau geht wie folgt:

"Stelle dir eine Pflanze vor! Diese Pflanze wächst aus dem mineralischen Reiche heraus. Wenn sie denken und empfinden könnte, dann müßte sie zu dem mineralischen Reiche sagen: Aus dir wachse ich heraus, du bist zwar ein niedereres Reich als ich, aber unmöglich könnte ich ohne dich leben. Und dankbar müßte sie sich zum mineralischen Reiche hinneigen und sagen: Ich danke dir, Stein! Dir verdanke ich das ganze Dasein. - Ebenso müßte das Tier zur Pflanze sprechen. Und der Mensch müßte sich zu den niederen Naturreichen hinunterneigen und dasselbe empfinden. Und jeder, der auf der sozialen Stufenleiter höher emporgekommen ist, müßte sich hinunterneigen zu dem unter ihm Stehenden und sagen: Ohne dich könnte ich nicht leben.

Darin ganz aufzugehen, hat der Schüler sich zu üben, wochen-, monatelang. Dann kommen zwei Symptome, für alle die gleichen. Er erlebt zunächst das äußere wie auch das innere Symptom als eine ganz bestimmte Tatsache. Er sieht sich selbst als den Dreizehnten, der den Zwölfen die Füße wäscht. Der Christus Jesus hat den Zwölfen in der Fußwaschung diese große Wahrheit klarmachen wollen. Dieses wunderbare Seelenerlebnis kommt in der Einweihung über den Menschen. Bis zu äußeren Symptomen geht es. Er erlebt etwas, was er empfindet, als wenn er seine Füße in Wasser tauchte. Niemand braucht sich davor zu fürchten, es vergeht bald wieder." ( Lit.GA 097, S. 231 )

Quelle: Anthrowiki mit Anmerkungen / Ergänzungen durch Marco Massari

Abschlussbemerkung: 

Die Entwicklung wahrer Dankbarkeit gegenüber der Natur und allen Wesen, von Tier, über Mensch, bis hinauf zu den höchsten göttlichen Hierarchien und echte, tiefe Demut, ebenfalls gegenüber der gesamten Schöpfung sind zwei der mit Abstand wichtigsten Qualitäten, die der Mensch entwickeln muss, will er seinem Menschheitsziel entgegenschreiten und letztlich auch gesunden.

Die Meditation der Fußwaschung und das Durchtragen des daraus gewonnen Gefühles in allen Situationen des Alltags, das Einfließenlassen der dadurch gewonnen Impulse in unsere Handlungen, stellt eines der besten Mittel dar, welches seit Jahrhunderten den ersten Schritt auf dem Weg der christlichen Mystiker darstellt.

von DID23199 04 Jan., 2016
Der Begriff Epiphanias stammt aus dem Griechischen und meint die Erscheinung des Göttlichen - Christus - in der menschlichen Person Jesus.

Die Erscheinung Christi in einem Menschen, das Herabkommen der göttlichen Christus Wesenheiten in den Menschen Jesus von Nazareth bei der Taufe durch Johannes - im Evangelium symbolisiert die weiße Taube das Herabsteigen des Christus aus dem Kosmos - war ein Mysterium, welches die Urchristen noch besser kannten und verstanden und traditionell am 6. Januar feierten.

Dabei ist zu bemerken, dass dieser Tag bereits seit dem antiken Ägypten ein fester Zeitpunkt für die Feier des Sonnengottes war und Christus wird in vielen spirituellen Tradition als das hohe Sonnenwesen gesehen, welches sich zum Wohle der Menschheit einmalig im Jesus von Nazareth verkörperte.

Mit der  Jordan-Taufe  ( Johannes-Taufe , die nahe des am östlichen Ufer des  Jordans  gelegenen  Bethanien [1] , am beinahe tiefsten Punkt der festen  Erde [2]  stattfand, zog der  Christus  in die irdische Hülle des  Jesus von Nazareth  ein, um von da an für drei Jahre auf Erden zu leben und zu wiken..

„28 Dies geschah in Betanien jenseits des Jordans, wo Johannes taufte. Am nächsten Tag sieht Johannes, dass Jesus zu ihm kommt, und spricht: Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt! Dieser ist's, von dem ich gesagt habe: Nach mir kommt ein Mann, der vor mir gewesen ist, denn er war eher als ich. Und ich kannte ihn nicht. Aber damit er Israel offenbart werde, darum bin ich gekommen zu taufen mit Wasser. Und Johannes bezeugte und sprach: Ich sah, dass der Geist herabfuhr wie eine Taube vom Himmel und blieb auf ihm. Und ich kannte ihn nicht. Aber der mich sandte zu taufen mit Wasser, der sprach zu mir: Auf wen du siehst den Geist herabfahren und auf ihm bleiben, der ist's, der mit dem Heiligen Geist tauft. Und ich habe es gesehen und bezeugt: Dieser ist Gottes Sohn.“– Johannesevangelium: 1,28-34  LUT

Durch seine geisteswissenschaftlichen Forschungen war  Rudolf Steiner  zu der Ansicht gekommen, dass zur Zeit der Zeitenwende nicht einer, sondern  zwei Jesusknaben  geboren worden waren, der  nathanische  und der  salomonische Jesus , die beide dem Geschlecht  Davids  entstammen. Einen deutlichen Hinweis darauf geben die beiden sehr unterschiedlichen Geburtserzählungen im  Matthäus-  und  Lukas-Evangelium. In keinem dieser beiden Jesusknaben wohnte zunächst das  Christus -Ich. Mit dem 12. Lebensjahr ging das  Ich  des salomonischen Jesus, der nach  Rudolf Steiner  der wiedergeborene  Zarathustra  war, in den Leib des  nathanischen Jesus  über, um sich bis zu seinem dreißigsten Lebensjahr auf die große Opfertat vorzubereiten, mit der er seine  Wesenshüllen  dem sich inkarnierenden  Christus  hingab.

Der Christus, das  Göttliche Schöpfungswort  ( Honover  nach der persischen Überlieferung) ist die selbe Wesenheit, von der es im  Alten Testament  heißt:  "Und der Geist Gottes brütete über den Wassern."  ( 1 Moses 1,2 ). Der imaginativen Schau  zeigt sich das Geistige des  Jesus , das sich mit der Jordantaufe vom Leib löst, in Form der weißen  Taube.

"So konnte das Ich des Zarathustra, das höchstgestiegene menschliche Ich, dazu auserlesen sein, während 18 Jahren zu wohnen in den Hüllen, die dann den Christus aufnehmen sollten. Sein Ich verließ die Hüllen kurz vor der Johannestaufe im Jordan. So war er nicht im Fleische verkörpert dabei, als der Christus auf Erden wandelte. Zarathustra selber inkarnierte sich bald nach dem Verlassen der drei Hüllen des Jesus von Nazareth; sein Ich verband sich mit dem Ätherleib des salomonischen Jesus, der bei dessen Tode von der Mutter des nathanischen Jesus mit hineingenommen worden war in die geistige Welt." ( Lit.GA 264, S. 231 )

"Aus der anthroposophischen Forschung ergibt sich, daß eine Anschauung, die ebenfalls im frühen Christentum lebendig war, etwas Richtiges trifft: Die tiefere Verbindung des kosmischen Christus-Wesens mit dem Menschen Jesus von Nazareth kam erst im dreißigsten Jahre dieses Menschenlebens zustande, und zwar durch das Taufereignis." ( Lit. : Hans-Werner Schroeder, Der kosmische Christus, S. 142).

"Als der Jesus von Nazareth dreißig Jahre alt war, war er auch noch durch das, was er in seiner damaligen Inkarnation erlebt hatte, so weit gekommen, daß er einen Prozeß vollziehen konnte, der in Ausnahmefällen vollzogen werden kann. Wir wissen, daß der Mensch besteht aus physischem Leib, Ätherleib, Astralleib und Ich. Dieser viergliedrige Mensch ist der Mensch, der unter uns lebt. Wenn der Mensch auf einer gewissen Entwickelungshöhe steht, ist es ihm möglich, in einem bestimmten Zeitpunkt sein Ich herauszuholen aus den drei Leibern und diese intakt als vollkommen heile Leiber zurückzulassen. Dieses Ich geht dann in die geistige Welt, und die drei Leiber bleiben zurück. Diesem Prozeß begegnen wir zuweilen in der Weltenentwickelung. Bei irgendeinem Menschen tritt es ein, daß ein besonders hoher, entrückter Augenblick da ist, der unter Umständen sich auch über einen längeren Zeitraum ausdehnen kann. Da geht das Ich fort, geht in die geistige Welt; und weil die drei Leiber so hoch entwickelt sind durch das Ich, das in ihnen war, sind sie brauchbare Werkzeuge für eine noch höhere Wesenheit, die von ihnen Besitz nimmt. Im dreißigsten Jahre des Jesus von Nazareth nimmt nun von dessen physischem Leibe, Ätherleibe und Astralleibe dasjenige Wesen Besitz, das wir den Christus genannt haben. Dieses Christus-Wesen konnte sich nicht in einem gewöhnlichen Kindesleibe inkarnieren, sondern nur in einem Leibe, der erst durch ein hochentwickeltes Ich dazu vorbereitet war. Denn dieses Christus-Wesen war vorher noch niemals in einem physischen Leibe inkarniert gewesen. Von dem dreißigsten Jahre ab haben wir es also mit dem Christus im Jesus von Nazareth zu tun.

Was war da eingetreten in Wahrheit? In Wahrheit war diese Leiblichkeit des Jesus von Nazareth, die er zurückgelassen hatte, so reif, so vollendet, daß in sie eindringen konnte der Sonnenlogos (Christus), das Wesen der sechs Elohim, wie wir es beschrieben haben als das geistige Wesen der Sonne. Es konnte sich für drei Jahre in dieser Leiblichkeit inkarnieren, konnte Fleisch werden. Der Sonnenlogos, der hineinscheinen kann durch die Erleuchtung in den Menschen, er selbst, der Heilige Geist, tritt ein, das Welten-Ich, das kosmische Ich tritt ein, und es spricht fortan der Sonnenlogos in diesen drei Jahren aus dem Jesuskörper. Der Christus spricht aus dem Jesuskörper die drei Jahre hindurch. Dieser Vorgang wird angedeutet im Johannes-Evangelium und auch in den anderen Evangelien als das Herabsteigen der Taube, des Heiligen Geistes auf den Jesus von Nazareth. Im esoterischen Christentum wird das so gesagt, daß in diesem Augenblicke das Ich des Jesus von Nazareth dessen Körper verläßt und daß in ihm fortan der Christus-Geist ist, der aus ihm spricht, um zu lehren und zu wirken. Das ist das erste Ereignis, das geschieht, im Sinne des Johannes- Evangeliums. Jetzt haben wir den Christus im Astralleibe, Ätherleibe und physischen Leibe des Jesus von Nazareth." ( Lit.GA 103, S. 206f )

Den Einzug des  Christus  in den  Leib  des  nathanischen Jesus , der vom  Ich  des Zarathustra verlassen worden war, vergleicht  Rudolf Steiner  mit dem Vorgang der  Empfängnis  bei den Erdenmenschen. Man darf hier im höchsten Sinn von einer  unbefleckten Empfängnis  sprechen:

"Gehen wir einmal, um zu einiger Klarheit zu kommen, aus von demjenigen, was man gewöhnlich nennt die Johannestaufe im Jordan. Sie stellt sich im Fünften Evangelium dar in bezug auf das Erdenleben des Christus wie etwas, was gleich ist wie eine Empfängnis bei einem Erdenmenschen. Das Leben des Christus von da ab bis zu dem Mysterium von Golgatha (Kreuzigung) verstehen wir, wenn wir es vergleichen mit demjenigen Leben, das der Menschenkeim im Leibe der Mutter durchmacht. Es ist also gewissermaßen ein Keimesleben der Christus-Wesenheit, das diese Wesenheit durchmacht von der Johannestaufe bis zum Mysterium von Golgatha. Das Mysterium von Golgatha selber müssen wir verstehen als die irdische Geburt, also den Tod des Jesus als die irdische Geburt des Christus. Und sein eigentliches Erdenleben müssen wir suchen nach dem Mysterium von Golgatha, da der Christus seinen Umgang gehabt hat, wie ich gestern angedeutet habe, mit den Aposteln, als diese Apostel in einer Art von anderem Bewußtseinszustand waren. Das war dasjenige, was der eigentlichen Geburt der Christus-Wesenheit folgte. Und was beschrieben wird als die Himmelfahrt und die darauf folgende Ausgießung des Geistes, das müssen wir bei der Christus-Wesenheit auffassen als dasjenige, was wir beim menschlichen Tode als das Eingehen in die geistigen Welten anzusehen gewohnt sind. Und das Weiterleben des Christus in der Erdensphäre seit der Himmelfahrt oder seit dem Pfingstereignis müssen wir vergleichen mit dem, was die Menschenseele durchlebt, wenn sie im sogenannten Devachan, im Geisterlande ist." ( Lit.GA 148, S. 41 )

"Da senkte sich auch wieder das Unsterbliche der ursprünglichen Mutter des nathanischen Jesus herab und verwandelte diejenige Mutter, die in dem Hause des nathanischen Joseph aufgenommen war, und machte sie wieder jungfräulich, so daß die Seele jener Mutter, die der Jesus verloren hatte, ihm bei der Johannes-Taufe wiedergegeben wird. Diese Mutter, die ihm geblieben ist, birgt also in sich die Seele seiner ursprünglichen Mutter, die in der Bibel die gebenedeite Maria genannt wird ( Lukas  1,28 EU )." ( Lit.GA 114, S. 112 )

Quelle u.a.: www.anthrowiki.at  

Fazit Marco Massari:

So sehen wir, dass die alte Bezeichnung Epiphanias aus einer Zeit stammt, in der die frühen Christen das Geheimnis um die zwei Jesus Knaben und die Inkarnation der Christus-Sonnen-Wesenheit, des Gottes, des Logos in dem Menschen Jesus von Nazareth noch kannten und verstanden.

Dieses Verständnis ging immer mehr verloren durch unser materialistisch-naturwissenschaftlich geprägtes Zeitalter und übrig blieb Weihnachten, der Zeitpunkt, an dem wir die Geburt des Menschen Jesus - nicht des Christus - feiern und die Geschichte mit den heiligen drei Königen, die willkürlich als Ersatz auf den 6. Januar gelegt wurde. Natürlich hat die Sache mit den drei Weisen an der Krippe auch einen tief spirituellen Hintergrund, aber die wahre Bedeutung des 6. Januar, Epiphanias, das Erscheinen des Gottes Christus im Menschen Jesus, ist hierdurch verklärt und vergessen worden.

von DID23199 02 Jan., 2016
Es ist die Zeit der 12 heiligen Nächte, von der Weihenacht bis zu Epiphanias, die spirituellste Zeit des Jahres, in der die Tore der geistigen Welt weiter offen stehen, als zu jedem anderen Zeitpunkt des Jahres.

Es ist die Zeit eines Neubeginns für mich, denn meine alte Homepage, welche auch schon einen Blog enthielt, wurde vor kurzem gehackt und zerstört und mir ist sehr wohl bewusst weshalb. Der Blog versuchte Aufklärung zu betreiben über viele gesundheitliche Gefahren für die Menschheit, darunter Impfungen, Glyphosat und andere Gifte, Elektrosmog und einiges mehr. Eines dieser Themen, welches hier bewusst nicht genannt wird, war zu brisant, so dass die Webseite, wie viele andere Seiten anderer Initiativen und Betreiber, die sich diesem Thema widmeten, zerstört wurde.

Dies gab mir Anlass zum Nachdenken und ich habe beschlossen, nicht mehr gegen das "Böse", sondern für das Gute zu einzustehen. In diesem Sinne soll dieser Blog nicht mehr all den bedrohlichen Themen gewidmet sein, die in ihrer Zusammenschau wirklich den Menschen fast in die Depression stürzen können, zumal kaum Aussicht erscheint auf ein gesundes und unbeschwertes Leben.

Dem ist nur scheinbar so; je größer die Angriffe, desto mehr muss der Mensch Einkehr halten und sich auf sich selbst, sein höheres Ich, den Sinn seines Daseins besinnen, ablassen von alledem, was ihn davon abhält und ewig strebsam sich bemühen, um Erlösung zu finden(Goethe).

In diesem Sinne soll dieser Blog Anregungen geben zu Arbeit an sich selbst, Meditationen und Wahrspruchworten, welche dem Menschen eine Stütze im Leben sein können, um trotz aller Widerstände kraftvoll und guten Mutes durch das Leben zu gehen.

" Wieder, ohne daß man es so recht gewußt hat in der bisherigen Wissenschaft, stehen sie da, diese zwölf heiligen Nächte, wie aus den verborgenen weisen Seelentiefen der Menschheit festgesetzt, wie wenn sie sagen wollten: Empfindet alle Tiefe des Christfestes; aber versenkt euch dann während der zwölf heiligen Nächte in die heiligen Geheimnisse des Kosmos! Das heißt in das Land des Universums, aus dem der Christus heruntergezogen ist auf die Erde. "

Rudolf Steiner
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